Wir klassifizieren Beteiligungen in 8 Erfolgs-Kategorien:
Der Erfolg von Partizipation hängt stark von der Art der Beteiligung und dem Beteiligungs-Management ab:
Scheinbeteiligung:
Informationsveranstaltungen, die als Beteiligung getarnt sind. Leider ist die Beteiligung zum Schein heute die meistgenutzte Form von Beteiligung. Vor mehr als 35 Jahren wurde von einer Gruppe um einen ehemaligen Siemens-Mitarbeiter die Moderationsmethode Damals gab es viele gute Ansätze die in Studien und Gutachten formuliert wurden. Diese Gedanken wanderten in die Ablageschränke und verstaubten (sogenannte Schrankware) Die Moderationsmethode war eine „Live Antwort“ um die guten Ideen bei den Betroffenen zu generieren und auch in der Umsetzung zu verankern. Die Moderation von Gruppen war der goldene Weg für Begeisterung und Beteiligung. Heute nennt sich das Co-Creation. Leider wurden die Techniken auch zur Präsentation genutzt. Das funktionierte anfänglich, weil die Präsentation mit der Aura Beteiligung umgeben war. Zehn Jahre nach Erfindung der Methode war sie beinahe wieder tot, da keiner mehr Pinnwand-Schlachten mitmachen wollte, bei denen die gelieferten Ideen doch nicht berücksichtigt wurden. Die Erfahrung der Mitarbeiter mit Scheinbeteiligungen ist für den Erfolg echter Beteiligung die größte Gefahr.
Mitarbeiter-Befragungen:
Befragungen, die als Beteiligung daherkommen und der Konsumforschung oder Mitarbeitersteuerung und Bewertung dienen. Heute dienen zahllose Befragungen der Mitarbeiter unermesslichen Feedbackschleifen. Jede Führungskraft wird durch permanente Befragung der Geführten be- und verurteilt. Da die anonyme Rückmeldungen meist nicht der Entwicklung von Führungsfähigkeiten dienen, sind die Befragten zunehmend genervt – Die fatalsten Befragungen von Mitarbeitern sind die zu Führungskräften, von deren Ergebnis niemand mehr erfährt. Da wir Menschen Informationswesen sind, müssen wir zurückgehaltene Informationen über Befragungsergebnisse ersatzweise halluzinieren. Das führt dann zu Stimmungen, die mehr als kontraproduktiv sein können.
Wahlsysteme:
Beteiligungssysteme (repräsentative Demokratie), die den Bedürfnissen nicht mehr gerecht werden und durch sozialpsychologische Manipulation beliebig beeinflusst werden können. Die durch Facebook und russische Hacker beeinflusste Präsidentenwahl in den USA ist ein Beispiel: Systeme, die Vertreter für einen begrenzten Zeitraum wählen, sind nicht mehr zeitgemäß. Demokratien sind in der Welt auf dem Rückmarsch. Autokratie gewinnt mehr und mehr Bedeutung. Diese Wahlsysteme finden in der Unternehmenswelt aufgrund ihrer Ineffizienz wenig Berücksichtigung und werden in diesem Artikel kaum bedacht.
Aktien für Mitarbeiter:
Wirtschaftsbeteiligungen, bei denen die Arbeitnehmer mit Aktionärsprogrammen ins Risiko hineingezogen werden. Dabei können sie den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens in keiner Weise direkt beeinflussen. Für Führungskräfte haben Programme, die für bestimmtes Verhalten Aktien verteilen, zu desaströsem Management-Verhalten geführt. Dieses Verhalten war nur an der kurzfristigen Gewinnmaximierung der Börsennotierung orientiert. Mittel- und langfristig hat es Unternehmen eher geschadet. Weshalb Aktien für Mitarbeiter einen anderen Effekt haben sollen ist unklar. Wir sehen eine andere Gefahr, die darin liegt, dass vom Aktienkurs enttäuschte Mitarbeiter sich weit mehr rächen können als der einfache Aktionär. Wenn mich mein Unternehmen wirtschaftlich durch Misserfolg des Managements ärgert, kann ich es als Mitarbeiter deutlich mehr ärgern, als nur als Aktionär. Hier liegt eine bisher kaum berücksichtigte Gefahr von Aktionärsprogrammen bei Mitarbeitern.
Dilettantisch organisierte Beteiligungen: Gut gemeinte, aber amateurhaft organisierte Beteiligungen wie bei der Hamburger Schulreform oder die Olympiabewerbung in Hamburg:
Die von den Grünen gut gemeinte Beteiligung der Eltern an der Einführung der Schulreform in Hamburg führte erst dazu, dass sich der Widerstand dagegen formierte. Arroganz und Unfähigkeit der Akteure erzeugten den Widerstand, der dann zum Scheitern der an sich sinnvollen Reformen führte. Ähnliches kann man auch für die gescheiterte Olympiabewerbung Hamburgs sagen. Auch hier war die überhebliche Haltung der Organisatoren Ursache für die Rache der nicht Berücksichtigten. Nachdem versucht wurde, sie auszugrenzen, zu marginalisieren und als ‚uncool’ darzustellen, haben sie dem Polit-Establishment einmal mehr zeigen können, wo beim Bürger der Hammer hängt.
Bürgerbeteiligungen:
Bürgerbeteiligungen, die bei öffentlichen Planungen rechtlich vorgeschrieben sind, wie Stuttgart 21 und die Elbvertiefung. Ich habe als Manager in der Umweltbewegung vor drei Jahrzehnten sehr dafür gekämpft, dass der § 29 Bundesnaturschutzgesetz für die Beteiligung von Verbänden bei umweltrelevanten öffentlichen Maßnahmen Realität wurde. Leider hat die erhoffte Wirkung echter Beteiligung sich nicht realisiert. Da auch hier von den planenden Fachbehörden zunächst eine Meinung entwickelt wird, findet keine echte Beteiligung im Sinne eines Dialoges statt. Das führt dazu, dass die Gerichte darüber entscheiden was in Zukunft passieren kann. So wurde die Elbvertiefung ein Streit um seltene schützenswerte Pflanzen und Vögel, der Schließlich für die Naturschützer verloren ging. Alternative Perspektiven für modernen Gütertransport (Hyperloopvernetzung der Deutschen Seehäfen), umweltfreundliche Seeschifffahrt und zukunftsfähige Logistikkonzepte sind gar kein Thema mehr. Die Bedrohung, die die Elbvertiefung und damit einhergehende Hochwasser für Hamburg darstellt, wird nicht mehr betrachtet.
Co-Creation:
Unternehmensoptimierung durch Mitarbeiterbeteiligung zur Verbesserung von Management-Ideen wie vor 22 Jahren bei der Volksfürsorge im Projekt RUMS von 1995 oder aktuell die Augenhöhe-Projekte 2015/16. Echte Mitarbeiterbeteiligung ist der Kern des Erfolgs für die kommende Revolution der Fertigung von werthaltigen Gütern durch Cyber-Physische Produktionssysteme (CyProS). Die desruptiven Neuerungen aus dem Silicon Valley im Konsumgüterbereich wie Taxiunternehmen ohne Taxi, Hotelkette ohne ein einziges Haus, Buchhandel ohne Bücher und Kommunikationsplattformen ohne Sinn (außer dem Abschöpfen persönlicher Verhaltens Daten), haben alle eins gemeinsam: Sie schöpfen Werte ab, die von Menschen erarbeitet werden, ohne diesen Menschen einen nachhaltigen Gegenwert zu geben. Der Uber Taxi Driver in Los Angeles kann nur von seinem Taxi leben, wenn er 20 Stunden am Tag damit fährt. Sein Auto ersetzen wird er von dem Verdienst, den er in fünf Jahren erhält, nicht können. Kein Airbnb-Vermieter wird nach fünf Jahren die Möbel seiner vermieteten Räume ersetzen oder gar ein Haus davon finanzieren können. Das alles wird nicht lange funktionieren, wenn diejenigen, die die Werte abschöpfen nur postfeudalistische Realitäten für sich und ein paar Auserwählte schaffen. Die Industrie 4.0-Revolution wird ein Vielfaches an Nutzen stiften, wenn es gelingt, die Werte, die arbeitsfrei geschaffen werden denen zugutekommen zu lassen, die diese erzeugen. Dabei reicht es nicht, wenn einzelne Unternehmen / Unternehmer in Mitarbeitern durch ehrliche Beteiligung Leistung und Kreativität entfachen und nutzen. Die guten Erfahrungen, die von kleinen Mittelständlern und Startups generiert werden, müssen der großen Mehrheit der Millionen Mitarbeiter verfügbar gemacht werden. Ohne Beteiligung an der Entwicklung der Produktionsrevolution durch Industrie 4.0 und Teilhabe am wirtschaftlichen Nutzen durch eine selbstbestimmte Wohlfahrtsgemeinschaft, wird die Veränderung durch Industrie 4.0 zu einem Widerstand führen, der über das, was wir heute erleben, weit hinausgeht.
Internet of Things:
ein neuartiges Beteiligungskonzept: Die Konzepte von Cyber Physical Systems sind im Kern die Ausweitung des „Beteiligungskonzepts“ des Internets durch einen Verbund mehrheitlich technischer Subkomponenten, die über eine internetbasierte Dateninfrastruktur miteinander kommunizieren. Teilnehmer sind nicht mehr ausschließlich Menschen, sondern auch Dinge wie etwa die Sensorik eines Autos, Klimadatenstationen, Prozessdatenrechner der Produktionstechnik sowie andere informationstragende oder mit ihrer Umwelt unmittelbar interagierende Systeme. Dabei bilden Cyber Physical Systems, das Internet der Dinge und das Consumer Internet zwei Sichten auf dasselbe Phänomen: Auf der einen Seite die Sichtweise der Menschen, möglicherweise aggregiert durch maschinelle Algorithmen des Consumer Internets; auf der anderen Seite die Sichtweise der Maschinen mit logisch verknüpften Messdaten aus Umweltbeobachtungen im Hintergrund. Prognosen zufolge werden dieses Jahr 50 Milliarden Geräte miteinander verbunden sein – sowie mit sechs Milliarden Menschen.